Gemeinsames Lernen - Inklusion

Eigentlich ist die Beschränkung des Blickwinkels auf Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf nicht im Sinne der Inklusion gedacht. Viele andere Kinder haben auch Handycaps. Sie kommen aus bildungsfernen Familien, die Eltern haben wenig Geld, manche Kinder werden  emotional vernachlässigt, manche ganz umfangreich unterstützt. Manche Kinder tun sich in einzelnen Fächern schwer, manche haben in einzelnen Fächern ganz besondere Stärken. Kinder lernen oft viel voneinander. Wer nur einen Ausschnitt aus der Gesellschaft erlebt, wie soll derjenige lernen mit sozialen Unterschieden umzugehen? Wenn Inklusion gelingt, dann haben alle etwas davon.

Der Grundgedanke der Inklusion geht davon aus, dass alle etwas davon haben, wenn sie Verschiedenheit erleben. Verschiedenheit kann sehr bereichernd sein und Gleichförmigkeit sehr langweilig.

Dennoch haben wir uns in dem hier zu findenden Inklusionskonzept zunächst den Kindern gewidmet, die einen anerkannten sonderpädagogischen Förderbedarf haben.

Wir sind eine Schule des gemeinsamen Lernens und fördern im Schuljahr 2018/2019 insgesamt 24 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in verschiedenen Förderschwerpunkten.

 

Von ihrem Verständnis her ist die Grundschule als Schule für alle Kinder gegründet worden. Kinder unterscheiden sich - heute mehr denn je. Sie haben verschiedene Muttersprachen, bringen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit, kommen aus ärmeren oder wohlhabenderen Verhältnissen, sind gesund oder krank, sportlich fit oder schwerfällig, begreifen schnell oder langsam, manche von ihnen bringen eine Behinderung mit.

Alle bringen den Wunsch mit, zu lernen und groß zu werden. Noch gelingt es in Deutschland nicht hinreichend diese Unterschiede zu respektieren und auf sie einzugehen. Heterogenität wird als Störung empfunden, die große Schere zwischen den leistungsstarken und -schwächeren Kindern als eine Belastung.

Während die Grundschule als Schulform mit diesen Unterschieden sehr viel selbstverständlicher umgeht, wird spätestens in der Sekundarstufe deutlich, dass versucht wird, die Kinder in verschiebene Schubladen zu stecken.

Mit der Ratifizierung der Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderten durch die Bundesrepublik Deutschland hat sich unser Land verpflichtet, Schritte auf dem Weg zu einer größeren Teilhabe von behinderten Menschen an Bildung. Für Kinder mit Behinderungen sollte es auf Dauer keine Automatismen geben, die von vornherein individuelle Lösungen ausschließen.

Nicht immer wird es auf Dauer möglich sein, auf jede Individualität einzugehen. Dass sich Schulen aber bemühen, den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und nicht umgekehrt, sollte selbstverständlicher werden.

Ausführlichere Informationen erhalten Sie zum Beispiel beim Grundschulverband e.V. (www.grundschulverband.de )

Oft erweist sich trotz aller Fördermaßnahmen, dass Kinder aber auch die Lehrkräfte und die Grunschule selbst an ihre Grenzen stoßen. Dann wechseln Kinder nach einer längeren, gründlichen Überprüfung zu einer Förderschule. Umgekehrt beginnen Kinder an Förderschulen und es zeigt sich, dass sie vielleicht an der Regelschule durchaus erfolgreich lernen könnten.

Schulen müssen viel voneinander wissen, um Eltern besser beraten zu können, um sich gegenseitig zu unterstützen und Hilfe anzubieten und anzunehmen.

Aus diesem Grunde kooperieren wir in diesem Schuljahr in einem kleinen Netzwerk mit der Förderschule für Lernbehinderte an der Dittfeldstraße in Walsum-Fahrn und mit der Förderschule für emotionale Entwicklung (Alfred-Adler-Schule) in Vierlinden. Zum Netzwerk gehören auch die benachbarten Kindergärten an der Josefstraße und das Familienzentrum Kinderburg im Bremmenkamp. Zusätzlich wird die Gruppe auch vom sozialen Dienst des Jugendamtes unterstützt.

Seit zwei Jahren nehmen wir vermehrt Kinder mit einem sonderpädagogischem Förderbedarf auf. Hierfür erhalten wir Unterstützung durch eine zusätzlich eingestellte Grundschullehrerin. Frau Bechheim qualifiziert sich neben der Arbeit an unserer Schule für den Bereich des Gemeinsamen Unterrichtes von behinderten und nicht behinderten Kindern. Nicht immer wird es gelingen unter den konkreten Bedingungen jedem Kind - auch einem behinderten Kind - gerecht zu werden. Immer sollte die Frage "Was braucht ein Kind für eine gute persönlihce Entwicklung?" im Vordergrund stehen. Die individuelle Förderung kann bei behinderten Kindern an verschiedenen Förderorten richtig sein: an einer Regelschule im gemeinsamen Unterricht oder an einer Förderschule.

An unserer Schule arbeiten neben den Lehrkräften und den Betreuerinnen und Pädagogen im offenen Ganztag auch eine Erzieherin, eine sozialpädagogische Fachkraft für Kinder in der Schuleingangsphase und ein Schulsozialarbeiter.

Aus den folgenden Übersichten wird deutlich, wie wir uns bemühen, den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und jede Fachkraft einen eigenen Verantwortungsbereich hat.

 

In Großbritannien wurde in 2003 ein Katalog von Fragen entwickelt mit denen Schulen ihre eigene Entwicklung systematisch begleiten können. Was gelingt gut, was weniger, wo wollen wir Schwerpunkte setzen, was sind die nächsten Schritte?

Dieser Index für Inklusion wurde von einem Team unter der Leitung von Prof. Dr. Hinz (Universität Halle an der Saale) ins Deutsche übertragen und berücksicht den Grundgedanken einer inklusiven Schule, die davon ausgeht Schule für alle Kinder zu sein, egal welche Voraussetzungen sie mitbringen.

Aus der Fülle der Anregungen sollen sich Schulen überlegen, welche für die eigene Entwicklung auf dem Weg zu einer Schule der Vielfalt besonders bedeutsam sind.

Unsere Schwerpunkte werden deutlich, wenn man die folgenden Fragestellungen aus dem Index für Inklusion und die an unserer Schule aktuelle Vorhaben miteinander vergleicht. 

Vermehrt werden Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt an unserer Schule unterrichtet. Im gemeinsamen Unterricht haben wir etwa 10 Kinder mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten. Darunter sind die Förderschwerpunkte Körperliche und motorische Entwicklung, Lernbehinderung, emotionale und soziale Entwicklungsstörungen, autistische Kinder.

Frau Bechheim und Frau Arslan sind als ausgebildete Grundschullehrerinnen bereit, sich fortzubilden und die Förderung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu leisten. Dabei brauchen sie Unterstützung durch Fortbildungen, durch ausgebildete Sonderpädagogen und nicht zuletzt durch ein Schulteam, in dem sich jeder einer Kultur des Behaltens und der Vielfalt verpflichtet fühlt.

Das Kollegium sieht in der Entwicklung eines Förderkonzeptes, das die Berücksichtigung der Heterogenität aller Kinder als wichtigste Schulentwicklungsaufgabe beinhaltet, den Schwerpunkt in der Zukunft.

Immer geht es um die Frage: Was braucht das Kind? Was können wir gemeinsam leisten um es in seiner Entwicklung - gemeinsam mit den Eltern - zu unterstützen.

Hierzu haben wir eine Steuergruppe gebildet und wollen sammeln, was sich schon bewährt hat, sichten, wo Entwicklungsmöglichkeiten aus uns selbst heraus vorhanden sind und uns fortbilden, wenn uns noch Kompetenzen fehlen.

Bei allem Bemühen hängt eine gute individuelle Förderung von Kindern nicht nur vom Willen sondern auch von Rahmenbedingungen ab, die Lehrerinnen, Lehrer und Kinder unterstützen.

Im ersten Halbjahr des Schuljahres bildet sich das gesamte pädagogische Team (einschließlich des Ganztages) zum Thema "Umgang mit Gewalt - Vorrang für Opferschutz" fort. Geleitet wird die Fortbildung vom Sozialpädagogen Herrn Bauer aus dem Jugendamt der Stadt Duisburg. Die Inhalte lehnen sich an die Fortbildungsreiohe "Duisburg schlägt keiner!" an.

Die 3.Schuljahre werden von professionellen Trainern an einem Coolnesstraining teilnehmen. Hierzu findet vorher ein Elternabend für die Eltern der Drittklässler statt. Sollten wir gute Erfahrungen mit dem Programm machen, ist eine dauerhafte Aufnahme ins Schulprogramm gewünscht.

Im zweiten Schulhalbjahr haben wir das an unserer Schule eingesetzte Teamgeisterprogramm in einer Fortbildung mit dem Autor noch einmal vertieft.

Das Ziel, alle Beschäftigten einschließlich der Mitarbeiterinnen im offenen Ganztag, kompetenter im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten und mit Unterrichtsstörungen zu machen, wurde Ende Mai 2014 in einer Evaluationskonferenz ausgewertet.

 

In diesem Zeitraum hat sich die sonderpädagogische Förderung an unserer Schule etabliert und wir haben viel Erfahrungen im Gemeinsamen Lernen mit Kindern unterschiedlicher Förderschwerpunkte gesammelt. Nicht immer ist alles gelungen, aber doch viel. Im Selbstverständnis unserer Schule ist die Förderung von Kindern mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf Aufgabe von allen, die mit dem einzelnen Kind zu tun haben.

Neben der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer kümmern sich vor allem entweder Frau Arslan oder Frau Götz als ausgebildete Sonderpädagoginnen um die Kinder. Zusätzlich kommt Unterstützung von Frau Haering, die als erfahrene Grundschullehrerin berufsbegleitend ihre Ausbildung zur Sonderpädagogin an unserer Schule absolviert. Wichtig ist auch die Unterstützung durch di sozialpädagogische Fachkraft in der Schuleingangsphase, Frau Reiser und die Sprachförderkraft, Frau Ickert als Erzieherin. Sie werden sehr präventiv, also vorbeugend, eingesetzt, um möglichst sonderpädagogischen Förderbedarf von vornherein zu vermeiden.

Dank eines Modellprojektes des Jugendamtes, des Sozialamtes und des Schulamtes mit einigen wenigen Duisburger Schulen kooperieren wir mit dem Runden Tisch e.V. und dem Verein pro Viva e.V. aus Oberhausen beim EInsatz der Intergationshilfen an unserer Schule. Sie sind sehr in unsere Schule als System eingebunden, langfristig und gerne bei uns und können so durch eine enge Zusammenarbeit mit unseren Lehrkräften eine viel größere Wirkung entfalten als bei zeitlich befristeten und wechselnden Kooperationen.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass wir den Kidnerschuhen entwachsen sind und Gemeinsames Lernen nicht nur den Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf zugute kommt, sondern allen Kindern in der Schule. Die besonderen Bedarfe haben entscheidend dazu beigetragen, dass sich das Leitbild der Schule hin zu einer Dorfgemeinschaft entwickelt hat, die sich für alle Kinder verantwortlich fühlt.

Als Hilfe für uns selber haben wir in Stichworten eine Bestandsaufnahme gemacht. Was tun wir schon, um der immer größer werdenden Unterschiedlichkeit von Kindern gerecht zu werden. Wo stoßen wir an unsere Grenzen? Welche Hilfen brauchen wir? Was sind die nächsten ganz konkreten Schritte, die wir angehen wollen? Eine eingerichtete Steuergruppe an unserer Schule begleitete den Prozess und kümmerte sich darum, abgesprochene Vorhaben auch in die Tat umzusetzen.

Die folgende Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2012 orientiert sich an dem Index für Inklusionvon Prof. Hinz (Universität Halle). Wie steht es um die notwendige Kultur und Strukturen um allen Kindern gerecht zu werden und an Bildung teilzuhaben?

Nach vier Jahren (2010 bis 2014) intensiver Beschäftigung mit dem Thema "Wie gehen wir mit zunehmender unterschiedliche werdenden Kindern in der Schule um?" haben wir gemeinsam ausgewertet. Die in den Übersichten rot markierten Felder wurden von den Lehrkräften als Felder markiert, die wir noch einmal besonders bearbeitet haben, die orangen Zusätze sind Aktivitäten, die neu entstanden sind.

Die Frage für die Zielscheiben lautete: Fühlst du dich als Lehrerin sicherer im Umgang mit Kindern, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf soziale und emotionale Entwicklung haben oder die einen Förderbedarf Lernen haben? Wenn ja, was hat geholfen?

Je mehr man der Mitte der Zielscheibe kommt, umso kompetenter oder unterstützter fühlen sich die Lehrkräfte.